LANDESRAT ÖK.- RAT HANS SEITINGER (Juli 2017):
„Die Zahlen sind alarmierend und seit Jahren konstant: Jeder 5. Bub und jedes 6. Mädchen in unserem Land ist zu dick. Wie kommt das? Und noch wichtiger: Was bedeutet das für die Heranwachsenden und wie kann man diesem besorgniserregenden Trend Einhalt gebieten? Lastet doch jedes zusätzliche Kilo schwer auf unserem Gesundheitssystem. Der Anteil der Menschen mit Übergewicht steigt mit jedem Jahrzehnt, und jede aussichtsreiche Strategie gegen die Verfettung einer Nation – so sind sich Experten einig – muss bei den Kindern ansetzen; der Grundstein für eine gesunde Lebensweise wird im Kindesalter gelegt.
Gerade als Verantwortlicher des „Lebensressorts“ innerhalb der Steiermärkischen Landesregierung ist es mir deshalb ein großes Anliegen künftig die Ernährungs- und Verbraucher-bildung dauerhaft und strukturiert in den Lehrplänen unserer Schulen zu verankern. Mehr Wissen über das Entstehen unserer Lebensmittel, deren Verarbeitung und Wirkung muss künftig zu einem „Pflichtprogramm“ werden.
„Die Schule bleibt allezeit ein politicum“ hat schon Kaiserin Maria Theresia im Jahre 1774 festgestellt. Schule hat also – neben Lesen, Schreiben und Rechnen – umfassend aufs Leben vorzubereiten, hat Alltagskompetenzen zu vermitteln. Man könnte sich natürlich fragen, ob es nicht Aufgabe der Eltern ist, den Kindern Kochen und gesundes Essen beizubringen. Natürlich spielen Mütter und Väter als Vorbilder eine große Rolle. Sie müssen mit ins Boot geholt werden und die Kleinen unterstützen. Denn was nützt es, wenn der Sprössling im Unterricht lernt, wie gesund Äpfel und Paradeiser sind, wenn es zuhause nie Obst und Gemüse gibt. Und selber kochen ist keine Selbstverständlichkeit mehr.
So bin ich mehr denn je der festen Überzeugung, dass nicht nur der Satz des Pythagoras in den Unterricht gehört, sondern auch das Einmaleins der Ernährung. Das Problem liegt nicht an unseren gut ausgebildeten Pädagogen und Lehrkräften, die bereit sind, dieses Basiswissen zu vermitteln. So lange es aber in den Lehrplänen keine verpflichtenden Vorgaben für die Vermittlung dieses Basiswissens gibt, werden wir keine Verbesserung der Kenntnisse und Fähigkeiten bei den Kindern erreichen.
Im Fokus der Politik muss dabei die gesunde Ernährung von Kindern und Jugendlichen stehen; denn Kinder und Jugendliche sind alleine nicht in der Lage diesbezüglich immer die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir müssen sie aber dahin bringen, dass sie als Erwachsene auf einer guten Informationsgrundlage aufbauend Entscheidungen treffen können.
Ich bin mir mit Wissenschaft, Wirtschaft und Politik einig, dass die gemeinsame Aufgabe „Ernährung“ in Zukunft besser abgebildet werden muss: Kompetenzen bündeln, verpflichtende Qualitätsstandards anpeilen, ernährungsphysiologisch fundierte Empfehlungen erarbeiten, die Wertschätzung von Lebensmitteln forcieren, Lebensmittelabfälle noch konsequenter vermeiden – um nur einige Beispiele zu erwähnen.“