Runder Tisch Ernährung – Ernährungsmythen auf der Spur – Bericht & Nachschau

Kommunikation neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse ist ein zentraler Punkt in der Wissenschaft. Doch oftmals ist es nicht leicht, fachfremden Personen die eigenen Erkenntnisse verständlich zu vermitteln. Nicht selten kommt es dabei zu Missverständnissen zwischen Konsumentinnen und Konsumenten und Personen mit Fachwissen beziehungsweise Journalismus.  

Dieser Runde Tisch Ernährung beschäftigt sich mit der Schwierigkeit, neue Erkenntnisse rund um Ernährung zu verbreiten.

  • Wer kennt den Glauben nicht, dass die Zunge verschiedene Geschmackszonen oder Spinat besonders viel Eisen hätte?
  • Ist Fett wirklich so ungesund?
  • Und wie sieht es mit einer zuckerfreien Ernährung zugunsten von Proteinen aus? 

Expertinnen und Experten im Bereich Ernährung haben sich mit ähnlichen Fragen beschäftigt und werden von Werner Ranacher moderiert.

  • Mag. Dr. Fritz Treiber vom Geschmackslabor der KF Universität Graz
  • Mag.a Sabine Hollomey, Urgestein von Styria Vitalis und Gesundheitspädagogin, Entwicklerin der „GRÜNEN HAUBE“
  • DI Dr. Simon Berner, Zuständig für „Nachhaltiges Lebensmittelmanagement“ und „Lebensmittel: Produkt- und Prozessentwicklung“ der FH JOANNEUM
  • Diätologin Paula Chmelar, BEd, BSc 

Sie können die Aufzeichnung hier nachsehen.

Zusammenfassung

Paula Chmelar erzählt, wie sie als Food Bloggerin zum Ziel hat, möglichst ausführliche Information zu neuen Erkenntnissen zu geben, die gut wissenschaftlich fundiert sind. Ihre Abonnierenden vertrauen ihr und fragen selten ob ihre Angaben stimmen, denn sie haben gelernt, dass ihre Angaben stimmen, Seriosität ist ein wichtiger Faktor bei der Informationsvermittlung. Sie könnte sich auch vorstellen, dass sie Gerichte aus Mehlwurmmehl oder anderen neuen Proteinquellen zubereiten würde. Unter jungen Menschen ist das Thema Nachhaltigkeit besonders wichtig und daher denkt sie, dass nachhaltigere Proteine – neutral vorgetragen – angenommen werden könnten. Sie möchte Information so aufbereiten, dass Jede und Jeder selbst entscheiden kann, was gegessen wird.

Sabine Hollomey erzählt davon, dass es sinnvoll ist darauf zu hören, was der Körper einem mitteilt. Sie schlägt vor es in gewissen Bereichen den eigenen Eltern oder Großeltern gleich zu tun und Regionales sowie Saisonales zu essen, neue Ernährung ein paar Wochen auszuprobieren. Letzteres auch im Hinblick auf bestimmte Ziele, wie beispielsweise eine Gewichtsreduktion. Sie weist auf Fachliteratur hin in denen von stark verarbeiteten Lebensmitteln abgeraten wird. Gewisse neue Erkenntnisse ändern sich auch in der Wissenschaft, beispielsweise was Fett betrifft, Fett wurde früher sehr kausal mit Fettleibigkeit in Zusammenhang gebracht aber so einfach ist der menschliche Körper nicht. Der Körper ist komplex und einfache Zusammenhänge wie Cholesterin zu essen bedeutet einen hohen Cholesterinspiegel nicht immer richtig ist.

Fritz Treiber klärt darüber auf, dass Personen oft auch glauben, dass mit Lebensmitteln gekocht wurde, die sie kennen. Bei Ritterfesten denken Menschen teilweise an Chili mit Erdäpfeln und in der Steiermark an die Käferbohne, diese Lebensmittel hat es früher aber alle nicht gegeben. Hingegen gab es Speisen wie die so genannte Maisauce, die aus Kräutern gemacht wurde, die im Mai wachsen. Insbesondere Gewürze sind für bestimmte Geschmäcker verantwortlich und können beispielsweise Kohl sehr schmackhaft machen. In seinem Geschmackslabor begegnet ihm manchmal der Mythos, dass man als nicht studierender Mensch keine Möglichkeit hätte, an Workshops teilzunehmen. Im Gegenteil dazu ist das Geschmackslabor aber offen für alle und die Information wird so heruntergebrochen, dass sie für möglichst jeden verständlich ist.

Simon Berners Forschung dreht sich weniger um einzelne Lebensmittel sondern befasst sich mit Inhaltsstoffen wie Proteinen aus einem systemischen Blickwinkel. Sein Ansatz, nachhaltiges und gesundes Protein herzustellen ist die Zucht von Insekten. Unabsichtlich werden Mehlwürmer bereits seit langem konsumiert, man kann sie aber auch bewusst und schmackhaft zubereiten oder als Futtermittel nutzen. Was gesund ist, ist für Simon Berner nicht so einfach zu beantworten. Die Gesundheit einer Person ist sehr komplex und man kann sehr schwer voraus sagen, welche „Schaube“ gedreht werden muss, um Gesundheit zu erhalten. Dementsprechend selten gibt es direkte, lineare und vorhersagbare Zusammenhänge. Eine Person ist systemisch zu sehen, in Abhängigkeit ihrer Umwelt und in Kombination mit der psychischen Gesundheit.

 

Runder Tisch Ernährung

Die Diskussion fand im Rahmen der Diskussionsreihe „Runder Tisch Ernährung“ statt.
Am „Runden Tisch Ernährung“ nehmen Expertinnen und Experten aus verschiedenen ernährungsrelevanten Themengebieten Platz und diskutieren aktuelle Fragestellungen. Die Diskussionen werden online ausgestrahlt, um die interessierte Zielgruppe ortsunabhängig zu erreichen.

Der Runde Tisch wurde in Kooperation mit der Grazer Woche und Minimed durchgeführt.