„Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“, sagt ein bekanntes Sprichwort. Doch stimmt das wirklich; kann essen unsere Stimmung tatsächlich beeinflussen?
Oft hört man das Schokolade glücklich macht und warmer Pudding bei Traurigkeit tröstet. Aber stimmt das auch? Oder hängt es eher von den persönlichen Erfahrungen eines jeden Menschen ab, welche Nahrungsmittel welche Stimmung bei ihm auslösen? In dieser Folge des Runden Tisch Ernährung beschäftigen wir uns mit dem Zusammenhang von Essen und Psyche.
Es diskutierten:
- Priv. Doz.in DDr.in Sabrina Mörkl, Psychopharmakologie – Darmmikrobiom bei psychischen Erkrankungen. Nutritional Psychiatry – Ernährungsmedizin in der Psychiatrie“
- Univ. FÄ Priv. Doz. Dr. med. univ. PhD. Aitak Farzi, Lehrstuhl für Pharmakologie
Die Mikrobiom-Darm-Hirn-Achse – Neueste Erkenntnisse - Mag.a Dr.in Reinhild Wallner, Klinische- und Gesundheitspsychologin mit Schwerpunkt Gesundheitspsychologie, Ernährungspsychologie, Autorin von cookme – das Kochbuch mit ernährungspsychologischer Basis
Moderiert wurde die digitale Diskussions-Veranstaltung von Werner Ranacher.
Sie können die Aufzeichnung der Diskussion auf dem STERZ-YouTube-Kanal nachschauen.
Zusammenfassung
Sabrina Mörkl erklärt, wie unsere Geschmackspräferenzen auf unser Hirn wirken und dass pflanzliche Ernährung die allgemeine, langfristige Stimmung einer Person bestimmen kann. Zucker kann eine abhängig machende Wirkung haben. Bietet man Mäusen Zucker und Kokain an, wird oft der Zucker gewählt. Je vielfältiger das Mikrobiom in einem Menschen ist, desto gesünder scheinen Menschen zu sein. Bei PatientInnen die entweder zu dick oder zu dünn sind, ist das Darmmikrobiom verändert und weist darauf hin, dass die Ernährung einen sehr starken Einfluss auf das Mikrobiom und die allgemeine Gesundheit des Menschen hat. Beim Untersuchen verschiedener Ernährungsarten hat sich gezeigt, dass Personen, die eine Mediterrane Kost essen, um mehr als 40% weniger häufig eine Depression entwickeln.
Über das Mikrobiom im Darm, die Bakterien und auch Pilze denen wir im Darm ein Zuhause bieten, berichtet Aitak Farzi. Dieses Mikrobiom ist individuell zusammengesetzt und wird durch unsere Ernährung stark beeinflusst. Auch die Effekte, die Essen auf uns hat, wird von unserem Mikrobiom bestimmt. Unser Darm ist mit unserem Hirn über Hormone und das Nervensystem verbunden und nicht nur mitbestimmend was unser Immunsystem betrifft sondern auch unsere Gehirnfunktionen. Personen mit Depression haben auch oft höhere Entzündungswerte und eine Erklärung dafür kann ein aus der Balance geratenes Mikrobiom im Darm sein.
Reinhild Wallner spricht von Glücksbotenstoffen, die bereits ausgeschüttet werden, wenn man „Wohlfühlernährung“ auch nur ansieht. Ein bewusstes Auswählen der Zutaten, ein langwieriger Kochprozess, daran zu denken wie beispielsweise ein Tier aufgewachsen ist, kann unsere Gefühle und die Ausschüttung von Glücksbotenstoffen beeinflussen. Ein Stück Schokolade beispielsweise kann da schnelleres Glück versprechen. Gibt man diesem Drang oft nach, kann manchmal der Verstand nicht mehr so leicht die Kontrolle behalten. Leider gibt es aber kaum Inhaltsstoffe in Schokolade, wodurch wir uns langfristig leider nicht besser fühlen.
Runder Tisch Ernährung
Die Diskussion fand im Rahmen der Diskussionsreihe „Runder Tisch Ernährung“ statt.
Am „Runden Tisch Ernährung“ nehmen Expertinnen und Experten aus verschiedenen ernährungsrelevanten Themengebieten Platz und diskutieren aktuelle Fragestellungen. Die Diskussionen werden online ausgestrahlt, um die interessierte Zielgruppe ortsunabhängig zu erreichen.
Der Runde Tisch wurde in Kooperation mit der Grazer Woche und Minimed durchgeführt.