Teil I: Inszenierung von Ernährung und Konsum in Social Media

25. Juni 2020

Bei dieser digitalen Diskussionsveranstaltung  kommentieren Expert*innen in den Bereichen Jugend, Ernährung, Bildung und Social Media verschiedene Sichtweisen und Meinungen rund um die Fragen

  • Was tragen Influencer*innen zur Ernährungs- und Verbraucher*innenkompetenz von Kindern und Jugendlichen bei?
  • Und wie soll man damit umgehen?

Impulse für die Diskussion bieten Workshops, die der Diskussion voran gegangen sind. Wissenschaftler*innen und Studierende erarbeiteten Ansätze, sich dem Thema zu nähern.

Im ersten Teil des zweiteiligen Webinars haben folgende ExpertInnen miteinander diskutiert:

  • Dr. Laura Maria Altendorfer (Landshut), “Influencer in der digitalen Gesundheitskommunikation
  • Dr. Marlies Gruber (Wien), Geschäftsführerin und Chefredakteurin “forum. ernährung heute”, Verein zur Förderung von Ernährungsinformation
  • Philipp Knefz (Graz), Influencer, bietet Workshops, Weiterbildungen und Strategie Beratungen für Social Media an

Datum: 9. Juli 2020 um 16:00h
Die Moderation wurde von Werner Ranacher übernommen.

Nach der Vorstellung ihrer jeweiligen Tätigkeitsbereiche und einer grundsätzlichen Einführung ins Thema wird der Bogen gespannt von der wissenschaftlichen Kommunikation bis hin zur Kommunikation in sozialen Medien über Influencer*innen.

Kurzzusammenfassung der Inhalte:

  1. Influencer sind die neuen Vorbilder von Jugendlichen. Schon per definitionem haben sie Einfluss auf jugendliche Verhaltensweisen. Große Konzerne aus allen Branchen setzen gezielt auf Influencer als Werbeträger. Influencer Werbung hat Radiowerbung  bei den Etats bereits überholt. 
  2. Einzelne Studien lassen auch Tendenzen erkennen, dass sich Jugendliche anders (ungesünder) ernähren, wenn sie in sozialen Medien ihren Vorbildern folgen und diese sich ebenfalls ungesund ernähren. Wenn Influencer Produkte (food aber auch non-food Produkte) aber nur des Geldes wegen präsentieren, werden sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht authentisch wirken und das spüren junge Leute sofort. Damit verpufft die Wirkung der (gezielten) Beeinflussung. 
  3. Wenn man die Seriosität von Influencern testen möchte, sollte man unbedingt mit diesen Kontakt aufnehmen und nachfragen. Wenn man keine zufriedenstellenden Antworten bekommt, ist der/die InfluencerIn wenig seriös. 
  4. Eine generelle Verhaltenslenkung gerade beim Essen wird Influencern weniger zugetraut. Influencer betreiben bestenfalls „Spitzenabdeckung“ – wenn ein/e InfluencerIn ein Restaurant empfiehlt, geht man vielleicht hin, ändert aber eher nicht sein generelles Ernährungsverhalten. Dies gelingt viel mehr Eltern, wenn sie Kinder aktiv zum Beispiel beim Kochen mitarbeiten lassen und den Kindern nicht nur Lebensmittel „aufzwingen“. Außerdem sind Ernährungsgewohnheiten bei jungen Leuten genau so im stetigen Wandel wie die Entwicklung der Jugendlichen selbst. Freunde, Gleichaltrige, Schulkollegen, Peers, Partner/innen können eher Einfluss auf Ernährungsgewohnheiten haben als relativ anonyme Influencer.

Kurzüberblick aus Sicht von

Dr. Altendorfer:

  • Influencer können einen positiven wie negativen Beitrag zu Gesundheit und Ernährung leisten
  • wichtige Faktoren in diesem Zusammenhang sind: Medienkompetenz der Nutzer, Verantwortungsbewusstsein des Influencers/ Unternehmens
  • „Online-“ und „Offline-Leben“ sind nicht mehr zu trennen und beeinflussen sich gegenseitig

Dr. Gruber:

  • Influencer kommunizieren häufig emotional und authentisch und holen dadurch ihre Community im Alltag ab. Sie erreichen Jugendliche daher oftmals direkter und effizienter als herkömmliche Kanäle der öffentlichen (theoriegeleiteten) Ernährungskommunikation und können diese sowohl positiv wie negativ beeinflussen.
  • Um die Intention und Seriosität beurteilen zu können, bedarf es eine ausgebildete Medienkompetenz der User – die wissenschaftliche Basis von Empfehlungen und Trends ist häufig mangelhaft.
  • Damit einhergehend ist im Zusammenhang mit dem Einfluss von Werbung und Marketing auch jener der Influencer zu berücksichtigen und eine verantwortungsvolle Kommunikation (bei Auftragsarbeiten auch im Sinne der HC-VO) einzufordern
  • Gesunde Essmuster entwickeln sich durch valide Ernährungskompetenz verknüpft mit direkten (real life) Erfahrungen in der landwirtschaftlichen und Lebensmittelproduktion sowie freudvollen Koch- und Esserlebnissen

Das Webinar kann hier nachgehört werden:

Die Aufnahme wurde in mehrere Teile unterteilt, um ihnen zu ermöglichen, wiederholt zu besonders spannenden Teilen zu springen.

Teil 1 – Einleitung 

Teil 2 – Authentizität

Teil 3 – Wer ist Influencer?

Teil 4 – Qualitätskriterien für Influencer

Teil 5 – Selbstbestimmung beim Essen

Teil 6 – Womit arbeiten Influencer?

Teil 7 – Covid19 und Änderungen beim Essen

Teil 8 – Abschluss

Literaturhinweise: