Expertenrunde: Initiative für steirische Lebensmittelräte

25. September 2018

STERTZ Veranstaltung 24.09.2018 im Stadtmuseum im Rahmen der ökotopia Ausstellung

Hintergrund

Die „Initiative Steirische Lebensmittelräte“ wurde an STERTZ (Steirisches Ernährungs- und Technologiezentrum) herangetragen um Landwirtschafts- und Ernährungssysteme entsprechend den aktuellen Herausforderungen in den Bereichen Klimaschutz und Nachhaltigkeit, Ernährungs- und Versorgungssicherheit sowie Leistbarkeit und Gesundheit zu verbessern.

Das Projekt Smart Food Grid Graz (FH JOANNEUM) mit dem Ziel der Gestaltung einer zukunftsfähigen Lebensmittelnahversorgung für Graz und das Umland, schlägt in der entwickelten Roadmap sechs Maßnahmenbündel vor. Neben der Bedeutung eines Lebensmittel-Dialogs, regionalen Warenkorbs und Lebensmittel Logistik Zentren, wird vor allem die Bedeutung eines Lebensmittelrates hervorgehoben.

Zusätzlich kann das Mailänder Abkommen für eine städtische Ernährungspolitik als richtungsweisend gesehen werden: In Anerkennung, dass den Städten, in denen in der Regel mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt, eine strategische Rolle bei der Entwicklung von nachhaltigen Ernährungs- und Lebensmittelversorgungssystemen zukommt, wurde am 15. Oktober 2015 das „Mailänder Abkommen über städtische Ernährungspolitik“ veröffentlicht. Dieses wurde mittlerweile von 167 Städten weltweit unterzeichnet, u.a. auch von Wien und Berlin. Das Abkommen umfasst einen freiwilligen Maßnahmenkatalog, der in einen Aktionsrahmen für eine zukünftige Lebensmittel-Nahversorgung münden soll.

Die Ökotopia Ausstellung https://www.grazmuseum.at/exhibition/oekotopia/ (basierend auf dem Projekt Ökotopia vom Department Bauen, Energie und Gesellschaft der FH JOANNEUM) im Grazer Stadtmuseum wurde als geeigneter Ort empfunden um das Thema Lebensmittelräte anzusprechen. Das Projekt beschäftigte sich interdisziplinär mit unterschiedlichsten Bereichen des städtischen Ressourcenverbrauchs.

Steirische Lebensmittelräte

Zentrale Fragestellung des Treffens war: „Wie können wir die regionale nachhaltige Lebensmittel-versorgung im Spannungsfeld der Stadtteilentwicklung bewerkstelligen?“

Im Zuge der aktuellen Initiative für steirische Lebensmittelräte geht nun darum Entwicklung von Lebensmittelsystemen zu unterstützen, die…

  • inklusiv, resilient, sicher und vielfältig sind.
  • gesunde und leistbare Lebensmittel hoher Qualität für alle Menschen auf Basis der Menschenrechte zur Verfügung stellen.
  • Abfälle minimieren, Biodiversität erhalten sowie sich der Herausforderung des Klimawandels stellen.

Dazu setzen sich die Initiative aktiv dafür ein, dass…

  • eine sektorübergreifende Zusammenarbeit und Bündelung der Ressourcen auf Landes-, Regional- und Stadtebene stattfindet.
  • Versorgungssysteme in der Stadtteilentwicklung implementiert werden, insbesondere durch Änderungen in der Raumplanung und Vergabepraxis.
  • die Leistbarkeit von gesunden und regionalen Lebensmitteln ermöglicht wird.
  • das Angebot an regionalen, nachhaltig und bäuerlich erzeugten Lebensmitteln für KonsumentInnen sowie in der Gemeinschaftsverpflegung wächst.
  • verstärkt innovative Versorgungssysteme mit kurzen Wertschöpfungsketten etabliert werden.

Die Veranstaltung am 24.09.2018 zielte darauf ab eine Reihe relevanter Akteure zusammenzubringen um durch gemeinsame Willensbekundung den Weg zur Einrichtung eines Lebensmittelrates zu beschreiten. Die Proponenten der Initiative (Landwirtschaftskammer Steiermark, Nachhaltiges Lebensmittelmanagement – FH JOANNEUM, sowie STERTZ – Steirisches Ernährungs- und Technologiezentrum) nominierten eine Auswahl relevanter Akteure welche persönlich eingeladen wurden. Es wurde darauf geachtet, dass Vertreter von Wissenschaft, Wirtschaft, Stadt/Raumplanung, Nachhaltigkeit und Landwirtschaft berücksichtigt wurden. Die Gruppe sollte nicht mehr als 15 Experten umfassen um eine intensive Diskussion zu ermöglichen.

Diskussionspunkte und Ergebnisse:

  • Themenbereiche rund um Lebensmittel und Ernährung sind aktuell recht präsent und haben bei vielen Bevölkerungsgruppen einen hohen Stellenwert. Es dürfte daher ein guter Zeitpunkt für Weiterentwicklungen sein.
  • Bewusste Entscheidung für die Bezeichnung „Lebensmittelrat“ anstatt „Ernährungsrat“ um auch die landwirtschaftliche Produktion stärker einzubinden.
  • Ein Zusammentragen und eine Analyse der relevanten Akteure (bereits vorhandene Ergebnisse von Smart Food Grid berücksichtigen!), sowie eine wissenschaftliche Begleitung der Entwicklungen wird als wichtig erachtet. STERTZ kann in der Koordination und Vernetzung eine wichtige Rolle spielen.
  • Lebensmittelrat hätte eine Vernetzungsfunktion, die Außenwirksamkeit durch Projekte wäre aber ebenso von Bedeutung.
  • Die Einrichtung eines Lebensmittel-Kompetenzzentrums wird hervorgehoben.
  • Wichtig wäre ein strukturierter Prozess unter Einbindung der richtigen Leute. Eine Aufteilung in Projektabwicklung und Ideengeber könnte sinnvoll sein.
  • In der Koordination wäre die richtige Gruppengröße und Zusammensetzung von Bedeutung: Einbindung relevanter Bereiche, aber nicht zu viele Personen um ein Funktionieren zu erleichtern.
  • Graz hat mit seiner Größe eine hohe Innovationskapazität und könnte so eine Vorreiterrolle für die Entwicklungen in der Steiermark einnehmen.
  • Positiv gesehen würde eine fixe Verankerung einer regionalen, bäuerlichen Versorgung im Bebauungsplan und in der Raumordnung bei allen neuen Wohnbauprojekten.
  • Zudem sieht man neben raumordnerischen Dauerbrennerfragen viele recycelbare innerstädtische Flächen, die für die Versorgungsinfrastruktur nutzbar gemacht werden könnten.