Runder Tisch Ernährung- „Lebensmittelabfall: Teller statt Tonne“ – Bericht & Nachschau

2. Mai 2022

Jährlich werfen Österreicherinnen und Österreicher viele Kilo an genießbaren Lebensmitteln in den Müll. Damit werfen sie auch viel ausgegebenes Geld weg, das sie vielleicht anderweitig benutzen könnten. Werden wirklich so viele Lebensmittel weggeworfen, betrifft das eher Haushalte oder Industrie und was, wenn Lebensmittel bereits verdorben sind?
Wie kann jemand erkennen, ob ein Lebensmittel nur etwas an Geschmack oder Aussehen eingebüßt hat und noch tauglich für das Abendessen wäre?

Am 28. April 2022 haben Expertinnen- und Experten gemeinsam über das Thema Verpackung, Abfall und Haltbarkeit diskutiert. Moderiert wurde von Werner Ranacher.

Die Diskussion können Sie hier nachsehen.

Zusammenfassung

Frau Winter erzählt: Jede Person in der Steiermark entsorgt im Schnitt 15 Kilogramm Lebensmittelabfälle über die Restmülltonne, die im Gegensatz zum Biomüll als Ressource verloren gehen. Damit ist die steirische Landesbevölkerung allerdings bereits besser unterwegs als der Österreichische Durchschnitt, bei dem 26 Kilogramm im Restmüll weggeworfen werden. Teilweise werden auch nicht verdorbene und originalverpackte Lebensmittel weggeworfen. Wichtiges Einkaufen ist daher geldsparend.

Bei Verena Kassar kann man aufs Gramm genau einkaufen und damit vermeiden mehr mit nach Hause zu nehmen, als gebraucht wird. Davor muss daher genau erhoben werden, was beim Gramm oder Dekagramm verkauft wird. Lebensmittelabfall beschränkt sich auf schimmlig gewordenes und Kaffeesatz der Kaffeemaschine.

Herr Stelzl weist darauf hin, dass Lebensmittelproduzierende und handelnde Unternehmen verantwortlich sind, dass Lebensmittel genießbar und nicht ungesund sind. Davor gab es den Ansatz des Verbots gewisser Lebensmittel und damit hat sich die Sichtweise auf Lebensmittel grundlegend gewandelt. Ein Lebensmittel muss nun sicher sein und darf auch keine Wahrscheinlichkeit beinhalten, unsicher zu werden. Daher wollen Unternehmen nicht Gefahr laufen, dass Lebensmittel unsicher werden könnten. Gewisse Lebensmittel sind gut auch über dem so genannten MHD, dem Mindesthaltbarkeitsdatum, genießbar. Dazu gehört beispielsweise Joghurt, bei dem man Schimmel selbst gut erkennen kann. Bei anderen Lebensmitteln mit mehr Convenience-Stufen, also bequemere und verarbeitetere Lebensmittel, sind schwerer abschätzbar. Ein Beispiel dafür ist vorgeschnittener Salat, der 5 Tage hält und bei dem wenige Tage darüber nur mit Laboranalysen feststellbar ist, ob er noch genießbar ist.

Viel an Vorverpackung, also Convenience, erhöht das Risiko, nicht mehr erkennen zu können, ob ein Nahrungsmittel genießbar ist. Ein ungeschnittener Salatkopf hat weniger Oberfläche, kein Pflanzensaft tritt durch zerschneiden aus und damit ist das Risiko für Keimwachstum geringer. Ein Beispiel für solche Keime ist einer der 30.000 verschiedenen Schimmelpilze, die auf Lebensmitteln gefunden werden können, von denen 20 bis 30 auch hochtoxisch sind. Solche von anderen Schimmelpilzen zu unterscheiden, ist nicht einfach. Jeder sichtbare Schimmel ist ein Warnsignal, nicht alle Schimmel sind eher unbedenklich wie die auf Parmesan oder Speck.

Lebensmittelproduktion kann laut Frau Winter nicht immer punktgenau in der Menge produziert werden. Die Art des Lebensmittels bestimmt aber auch dessen Wert, je nach Lebensmittel werden dafür unterschiedlich viele Düngemittel und Transportwege in Kauf genommen. Daher ist eine Avocado im Restmüll wesentlich mehr an weggeworfenem Müll als ein kompostierter Apfel, der zumindest wieder in den Wachstumskreislauf zurückgeführt wird. Die Steiermark möchte zu einer Kreislaufwirtschaft hin. Durch kleinere Gärten werden Komposthaufen aber immer unbeliebter.

Die Gründe, warum man sich für den Einkauf kleiner Mengen entscheidet, ist sehr verschieden, sagt Verena Kassar. Lieferanten des Gramms und Dekagramms nehmen Obst und Gemüse vor dem Verderb auch mit um damit beispielsweise Fertiggerichte zu kochen, damit kein Müll anfällt. Und auch Rezept-Tips werden gern vom Team des Gramms gegeben, um Verschwendung vorzubeugen. Sie erklärt, wie man aus Brotresten neue Backware für zuhause entstehen kann.

Runder Tisch Ernährung

Die Diskussion findet im Rahmen der Diskussionsreihe „Runder Tisch Ernährung“ statt.
Am „Runden Tisch Ernährung“ nehmen Expertinnen und Experten aus verschiedenen ernährungsrelevanten Themengebieten Platz und diskutieren aktuelle Fragestellungen. Die Diskussionen werden online ausgestrahlt, um die interessierte Zielgruppe ortsunabhängig zu erreichen. Die Veranstaltungen finden in Kooperation mit der ‚Woche‘ statt, sind frei zugänglich und auch im Nachhinein abrufbar.

Sie können über MeinMed.at an der Veranstaltung teilnehmen. Dazu wird am Tag der Veranstaltung ein Link freigeschaltet. Eine vorherige Anmeldung ist nicht notwendig.

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